Wissenswertes über: Nazca-Linien — oder die größten Strichfiguren der Welt!

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Sie gehören zum Weltkulturerbe und sind ein Rätsel der menschlichen Zivilisation. Mit ihren gigantischen Ausmaßen erstrecken sie sich auf einer Fläche von mehr als 500 km² in der weit und breit nur eine karge trockene Landschaft zu finden ist, wo Trinkwasser Mangelware ist, liegt diese Gegend, auch Pampa gennant, zwischen dem pazifischen Meer und den Anden, 350 km südlich von Lima, der Hauptstadt Perus.
Kaum eine Kunst erhitzt die Gemüter und lässt die Fantasien gedeihen, wie dieses Kunstspektakel aus Sand und Gestein.
Die einen sagen es sind figurative Nachrichten, um mit den Göttern zu kommunizieren oder astrologische Kalender, um Jahreszeiten genau bestimmen zu können, die Anderen halten Sie zweifelsfrei für Landebahnen von Außerirdischen, die diese Zeichnungen als Orientierungspunkte für das sichere ansteuern Ihrer UFOs auf die Erde nutzen.
Obwohl die Meinungen weit auseinandergehen und zugegebenermaßen keine Theorie bis dato bewiesen ist, sind diese Figuren, um die es hier geht, doch die größten Strichfiguren und Strichmännchen ihrer Art, die von Menschenhand erschaffen wurden. Die Rede ist von den weltbekannten Nazca-Figuren bzw. Nazca-Linien.

Archäologen, Geologen, wie auch Anthropologen, welche die Nazca-Linien wissenschaftlich auswerten, datieren diese Geoglyphen auf 200 Jahre vor- bis 700 Jahre nach unserer Zeitrechnung.
Dieses Gesamtkunstwerk, das am vorteilhaftesten aus einem wendigen Flugzeug zu beobachten ist, besteht aus über 1000 verschiedenen Geoglyphen. Zu entdecken sind sowohl Strichfiguren von Tieren, wie auch geometrische Gebilde. Eine der auffälligsten und bekanntesten Figuren ist der 83m x 70m große "Affe" mit seinem spiralförmigen Schwanz.
 

Weitere Figuren sind unter anderem die Spinne und der Kolibri. Diese Tiere sind als Symbole zu betrachten, wie man Sie auch aus anderen Kulturen kennt. So wird der Affe der Fruchtbarkeit zugerechnet und sein spiralförmiger Schwanz steht hierbei für den Lebenszyklus. Der Kolibri ist ein Sinnbild der Auferstehung und die Spinne wird mit dem Element Wasser in Verbindung gebracht, das ein Schlüsselelement für die Blüte und den Niedergang, wie wir lernen werden, für dieses Volk war.

Wie haben diese Künstler jedoch diese wundervollen gigantischen Bilder und Linien erschaffen? Mit einer ganz simplen und einfachen Technik, die sich aufgrund der Gegebenheiten anbot. So wurde das Gestein lediglich zur Seite gescharrt oder abgetragen. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten, ist hier der Helligkeits- und Farbkontrast zwischen dem gelben Sand und dem darauf liegenden dunklen bis fast braun-roten Gestein so hoch, dass die Linien hervorragend in Erscheinung treten konnten.

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Forscher gehen davon aus, dass es bei der Anfertigung dieser Bilder, je nachdem wie groß sie waren, zwei Aufseher oder leitende Personen gab, die die Arbeiten überblickt haben und 5-20 Arbeiter anwiesen, das Geröll mit oder ohne Werkzeug zur Seite zu scharen. Gerade Linien wurden zu Beginn der Arbeiten mit textilen Schnüren vorgezeichnet, um Sie anschließend exakt entlang der Konstruktionen auf den Boden zu übertragen. Sie besaßen ein gewisses geometrisches Wissen, ohne das Sie, teilweise komplexere Formen, nicht hätten ausführen können.

Neben den figurativen Darstellungen, sind ebenfalls geometrische Figuren sogenannte Trapezuide wahrzunehmen, die in die Tiermotive übergehen und sie förmlich zerschneiden und bedecken. Diese sind so weit man bisher weiß, nach den berühmten Tiermotiven entstanden und ein weiterer Grund, für die Außerirdischen-Theorie Befürworter, aufgrund ihres kryptischen Aussehens.

Obwohl diese Figuren von Nazca so faszinierend und weltweit berühmt sind, scheint die folgende Aussage doch sehr zu überraschen: Sie sind nicht die Ältesten und einzigen großformatigen Scharbilder, die in dieser Gegend um Peru zu finden sind.
In den Provinzen Chincha und Palpa, nördlich von Nazca gelegen, entdeckte man ebenfalls überdimensionale Gesteinsillustrationen.
Diese unterscheiden sich allerdings im Aussehen und der geografischen Lage von den Nazca-Bildern.

Die Zeichnungen um Palpa sind nicht flach auf dem Boden erstellt worden, sondern auf Gesteinshügel positioniert, die vom Boden aus hervorragend zu beobachten sind. 
Einige könnten Abbildungen von religiös geprägten Gestalten sein, doch der größte Teil diente wohl einem einfachen wie simplen Zweck, sind sich Experten da relativ sicher: Als Werbebotschaften.
Sie hatten die Funktion von Werbetafeln, wie wir sie heute auch z.B. auf dem Times Square kennen. Diese "Werbebanner" waren Anzeigen für Handelsplätze, die sich am Fuße dieser Hügel befanden. Sie signalisierten Händlern, die aus den verschiedensten Gegenden kamen, an welchen Orten Sie ihre Produkte kaufen oder verkaufen konnten. So ist an einer bestimmten Stelle ein Wal oder Meerestier zu erkennen, vermutlich religiös geprägt, der jedoch wahrscheinlich signalisierte, genau dort die köstlichsten Meeresfrüchte erwerben und handeln zu können.
Diese Gegenden waren sozusagen große Handelszentren, in denen die verschiedensten Gruppen und Stämme, die man zu der Zeit vorfand, zusammenfinden konnten, um Handel zu betreiben. Warum man sich gerade an diesen Orten traf, lag vermutlich daran, dass es sich hierbei wohl um "neutrales Terrain" handelte, ein Gebiet, das wohl keinem Stamm zugehörig war.

Eine besondere Darstellung unter den Figuren, ist die eines figurativen menschlichen Strichmännchens, das bekannt ist als der "Astronaut". Wieder ein Begriff aus der Raumfahrt im weitesten Sinne, der sich allerdings als "offizielle Bezeichnung" für diese menschliche Strichfigur etabliert hat.
Eine gewisse Ähnlichkeit scheint zugegebener Maßen vorhanden zu sein.
Diese Strichmännchen-Zeichnung mit großen Kulleraugen, scheint dem Betrachter freundlich zu zuwinken. Vermutlich ein Begrüßungs-Motiv, welches Besucher oder Gottheiten empfing und willkommen geheißen hat?!



Diese etwas weniger bekannten und neuentdeckten aber genau so spektakulären Scharbilder aus dem Gebiet um Palpa erschaffen vom Volk der Paracas, die vor den Nazca-Menschen lebten, sind vermutlich die Vorgänger bzw. Vorbilder für die berühmteren Linienzeichnungen aus Nazca erstellt durch  das gleichnamige Volk, gewesen.

Um diese Linienbilder und Strichfiguren annäherungsweise enträtseln bzw. Vermutungen anstellen zu können, bedurfte es des Verständnisses der Kultur und der Lebensweise dieser Menschen.
Glücklicherweise fand man diesbezüglich vergangene Relikte wie Gegenstände und Gräber, die uns die Kultur der damals lebenden Menschen näher bringen konnten.
Dieses Volk vergrub über spezielle Zeremonien und Anlässe ihre Angehörigen und kulturelle Gegenstände, speziell in und um die vom Sand befreite Tempelanlage von "Cahuachi" im Gebiet der Nazca.
Was man vor allem vorfand, neben Mumien und Gräbern, waren vor allem kunstvoll verzierte Keramiken und Textilien, wie Tücher aus Alpaka, Wekunia und Lama-Fell. Diese waren bestickt mit Ikonografien, wie mit Mustern und verschiedenartig dargestellten Figuren, meisterlich dargestellt mit den verschiedensten Farben und Farbnuancen, die bis heute Ihre Farbbrillianz nicht verloren haben.  
Die außerordentliche Bedeutung dieser Textilien, erkennt man auch daran, dass Verstorbene mit bis zu 30 Schichten dieser Tücher umhüllt wurden, je nachdem welchen Status, diese Personen genossen.
Durch diese verzierten Textilien und Keramiken, kann man Vergleiche ziehen und Verbindungen zu den Geoglyphen schaffen, um sie übersetzen und näher verstehen zu können, was auch in der Tat gelungen ist, da sich viele Ikonografien, Zeichen und Figuren ähneln und einander gleichen.
Ein wichtiges Detail, das immer wieder in Erscheinung tritt, ist das anthropomorphe Gestalten ausschließlich fliegend dargestellt wurden, was darauf schließen lässt, dass die Gottheiten dieser Zivilisation "Himmelsgötter" waren, die ihren Blick von oben auf Ihr Volk richteten. 
Dieser Ansatz wäre eine mögliche Erklärung dafür, dass diese auf dem Boden angefertigten Strichzeichnungen, nicht für die Menschen sondern für Ihre Götter  angefertigt wurden.

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Ein merkwürdiger Kult am Rande, war der Kult der Schädelverformungen bei Stammesmitgliedern. So wurden die Köpfe von Neugeborenen eines Stammes, bei denen die Schädeldecke für gewöhnlich unmittelbar nach der Geburt noch relativ flexibel ist, mit Hilfe von Tüchern und kleinen Brettern, in eine bestimmte Form gebracht. Bei einigen gefundenen Mumien glichen sich die Schädelformen bei anderen wiederum unterschieden sie sich, was die Annahme zulässt, dass der Grund dafür eine visuelle Unterscheidung von anderen Stämmen war, die ihren Angehörigen nur die eine bestimmte Schädelform gaben und zuließen. So sind diverse Schädelformen, wie Langschädel und Flachschädel in dieser Gegend entstanden, was nebenbei erwähnt, den UFO-Enthuisasten offensichtlich weitere Nahrung für Ihre UFO-Theorien gibt.

Warum ging diese Kultur der Nazca aber nun verloren? 
Auch diese Frage lässt sich leicht beantworten. Zum Ende hin, änderte sich das Klima und Niederschläge blieben aus, sodass diese Gegend zunehmend trockener und das Wasser immer knapper wurde. Es fand ein klimatischer Wechsel statt eine Versteppung dieses Gebietes.
Durch dieses Ereignis gewann das Wasser als überlebenswichtiges Element immer mehr an Bedeutung.
Um die Götter vermutlich gnädig zu stimmen und um sie zu verleiten den Wasserhahn doch wieder ein ganzes Stück aufzudrehen, erschufen diese Menschen immer weitere dieser gigantischen Scharbilder, als Nachrichten und Bekenntnisse ihres religiösen Glaubens. Jene Linien von Nazca dienten wahrscheinlich als zeremonielle Wege, die die Menschen entlang schritten und Ihre Prozessionen durchführten. Man fand unzählige Tonscherben auf diesen Linien, wahrscheinlich ein Ritual, mit Wasser gefüllte Keramik-Behälter gen Boden zu werfen.

Das Land wurde somit immer trockener und je weniger Wasser verfügbar war, desto mehr Zeichen wurden in den Boden gemalt.
So geht man davon aus, dass die letzten Generationen vermehrt eine neue Bildsprache erschufen in Form der Trapezuide, welche sie ohne Rücksicht auf die Tier-Figuren ihrer Vorfahren in den Boden trieben, da diese Bilder zuvor und nachweislich keine Ergebnisse bei Ihren Göttern erzielten.
Doch die Hilferufe verstummten bald, denn selbst die Götter waren machtlos gegenüber der Naturgewalten und das Volk der Nazca verließ schlussendlich diese Gegend, die an Bedeutung einbüßte und verlor, und die Kunst der gigantischen Strichfiguren wurde nicht mehr praktiziert und verfiel in Vergessenheit.

Nichtsdestotrotz haben diese künstlerischen Linien-Zeichnungen, Strichfiguren und Strichmännchen die Zeit überdauert und sind als Erbe der Nazca und Paracas im heutigen Peru 
immer noch für uns zu besichtigen und zu bestaunen.

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Text: Marcel Czeczinski ; Fotos: Daniel Prudek, Javarman, Ecuador Querido ; Illustration: strichfiguren.de